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by Annett Möller
Als Mama kennst du das bestimmt auch: es wird mitunter wild diskutiert, geheult, gebockt, wenn der Nachwuchs Dinge tun soll, die ihm in dem Moment gar nicht passen.
Da Ruhe zu bewahren und besonnen zu reagieren, ist nicht immer leicht. Aber es kann gelingen. Sagt unsere 24me Expertin Kathy Weber.
Die zweifache Mutter und Moderatorin des K1-Magazins auf Kabel Eins ist Expertin für Gewaltfreie Kommunikation und hat schon vielen Familien geholfen ein entspanntes Miteinander in der Familie zu erreichen. Kathy bietet Beratungen für Eltern und Pädagogen zum Thema „Gewaltfreie Kommunikation“ (GfK) nach Marshall Rosenberg an.
Tanja verrät sie die besten Tipps, wie Eltern in den alltäglichen Stress-Situationen im Familienalltag ruhig bleiben können und ein entspanntes Miteinander hinbekommen..


24 ME Tanja: Es gibt Dauerbrenner-Chaos-Situationen, in denen immer wieder Stress aufkommt und man weit entfernt ist von einem entspannten Miteinander in der Familie. Zum Beispiel morgens, wenn die Kinder trödeln und die Uhr tickt. Hast Du da einen Tipp?
Kathy: Es geht darum herauszufinden, welche deine Bedürfnisse sind und die deiner Kinder um am Ende eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten ok sind. Das kann ein Prozess sein – wie ein Forschungsprojekt.
Mein erster Impuls wäre: teil dich mit! Bist du evtl gestresst, weil dir Pünktlichkeit wichtig ist? Oder bist du genervt, weil dir Leichtigkeit am morgen wichtig ist?
Dann sag das auch so. Teil deine Gefühle und Bedürfnisse mit. Beispiel:
„Leute, ihr seit noch im Schlafanzug und in 10 Minuten ist hier Abfahrt – ich bin total gestresst, weil ich pünktlich sein möchte. Ich brauche dafür eure Hilfe – seid ihr bereit euch anzuziehen?“
Ich weiß, jetzt kommen die ersten Aufrufe wie „ das machen die doch nie“ oder „das hab ich schon gesagt“ oder ähnliches – Wie gesagt, das ist ein erster Impuls. Teil dich mit! Statt: „ Immer trödelt ihr rum“ „Ihr nervt mich total am morgen“ ….
Noch ein Impuls: die Kids machen das nicht, um dich zu ärgern. Sie versuchen sich ein eigenes Bedürfnis mit ihrem Verhalten zu befriedigen.
24 ME Tanja: Wie sieht es in puncto Strafen aus? Was ist überhaupt angemessen in Deinen Augen?
Kathy: In der GfK gibt es weder Belohnung noch Bestrafung. Keine Drohungen oder Verbote. All das ist Gewalt. OK – jetzt kommt die Stelle, wo der erste sagt „ aber wie soll das denn funktionieren?“ In der GfK geht es nicht ums Funktionieren sondern um die Freiwilligkeit.
Klar braucht es in bestimmten Situationen Führung oder Orientierung oder auch beides. Die kannst du auch gewaltfrei kommunizieren.
Für mich ist klar: es gibt immer eine Lösung ohne Gewalt. Braucht es eben doch mal Gewalt (lebenswichtige Medikamenteneinnahme zum Bsp.), dann kann auch diese Situation mit der „Gewaltfreien Kommunikation“ einfühlsam nachbesprochen werden, so dass kein Trauma entsteht.
24 ME Tanja: Loslassen fällt vielen Eltern schwer. Zum Beispiel, wenn das Kind erstmals allein in die Schule gehen soll bzw darf. Wie merke ich, daß jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist?
Kathy: Hast du ein Thema damit, dann frag dich bitte selber – welches Bedürfnis ist bei dir unerfüllt und wie kannst du dir das erfüllen ohne das Bedürfnis nach Autonomie deines Kindes einzuschränken? Was brauchst du, damit das für dich ok ist? Stecken da vielleicht alte Glaubenssätze hinter?
Der passende Zeitpunkt ist da, wenn das Kind den Wunsch äußert. Das ist für mich altersunabhängig und ist der Wunsch da, nehme ich diesen ernst und wir überlegen gemeinsam, wie das umzusetzen ist, so dass dein Kind und du dich wohlfühlen.

24 ME Tanja: Während mein Sohn immer das anzieht, was ich ihm rauslege, treibt es meine 6jährige Tochter täglich auf die Spitze. Auch wenn wir das Outfit schon am Abend vorher bestimmt haben. Wie gehe ich damit am besten um?
Kathy: Du sagst: „Meine Tochter treibt es täglich auf die Spitze“ . Bitte beschreib mal konkret: was genau macht sie? Dann schau mal bei dir, welche Gefühle das bei dir auslöst und was dein unerfülltes Bedürfnis ist. (Vielleicht genervt, weil Leichtigkeit am morgen?) Dann überleg doch mal, was deine Tochter dir mit ihrem Verhalten sagen möchte. Frag sie: bist du gerade sauer, weil du was ganz anderes anziehen möchtest und du gern die Freiheit haben möchtest am Morgen noch mal ein anderes Outfit auszuwählen? Du möchtest das einfach spontan entscheiden? Das anziehen, wonach dir jetzt gerade ist und nicht, wonach dir gestern Abend war?
Vielleicht besprecht ihr das nachmittags mal in Ruhe. Wie könntet ihr den Morgen bei diesem Thema gestalten, dass du die Leichtigkeit hast, das alles läuft, und sie ihre Sachen auswählen kann….. ihr werdet einen Weg finden, solange beide gesehen und gehört werden und die Bedürfnisse von euch beiden zählen.
Die „Gewaltfreie Kommunikation“ ist ein Prozess und keine Technik.

24 ME Tanja: Gibt es „generelle Tipps“, die Du Eltern mit auf den Weg geben kannst?
Kathy: Bitte versucht euch UND eure Kinder zu verstehen. Habt immer im Hinterkopf: mein Kind versucht sich mit seinem Verhalten gerade ein Bedürfnis zu erfüllen. Welches könnte das sein?
Das wäre fürs Erste eine Idee, wie Eltern im Alltag raus aus dem Machtkampf kommen können. Die „Gewaltfreie Kommunikation“ steckt voller Zauberei und ich werde hier auf dem Blog gern Schritt für Schritt Impulse geben, wie ein Leben ohne Gewalt aussehen kann.
Wer jetzt neugierig geworden ist, der fängt vielleicht einfach mal mit meinem Podcast an – gleich die 2. Folge geht um das Thema „Belohnung und Bestrafung und wie es auch ohne geht“ .
Tanja: Vielen Dank Kathy! Wir freuen uns, dass du ab jetzt zu unserem Team von 24ME gehörst!
Mehr Informationen und Lösungsansätze für ein entspanntes Miteinander in der Familie findet ihr von Kathy in Zukunft auch hier auf unserem Blog.
Das sagt Kathy Weber über sich:
Kathy: Mit den GfK-Kursen habe ich mir einen großen Traum erfüllt. Während meiner ersten Schwangerschaft habe ich die GfK für mich entdeckt und lieben gelernt. Und bereits nach dem ersten Workshop an dem ich teilgenommen habe, war für mich klar: das möchte ich mal beruflich machen. Für mich war die Trainer Ausbildung zur GfK nach Marshall Rosenberg eine der besten Entscheidungen meines Lebens, denn ich lebe meine Vision: lass uns gemeinsam die Welt ein wenig freundlicher gestalten.
Neben meinen GfK-Kursen in Deutschland, Österreich und der Schweiz biete ich Beratungen und einen Podcast (FamilieVerstehen: Das ABC der Gewaltfreien Kommunikation) an und bin als Speakerin unterwegs.
Als zweifache Mama ist die Mischung aus Fachwissen und Alltagserfahrungen für mich der Schlüssel. Ich kenne die Tücken des Familienalltags. Es geht mit der GfK auch nicht darum, Konflikte zu vermeiden, sondern darum, sie friedvoll und ohne Gewalt (körperlich und seelisch) zu lösen. Daher ziehe ich aus meinen Konflikten in meinem Familienalltag sehr viel, denn ich lebe die „Gewaltfreie Kommunikation“ und kann den Eltern in meinen Kursen und in den Beratungen genügend Beispiele nennen, wie es auch anders geht und sie ein entspanntes Miteinander in der Familie erreichen können.
Auch bei mir gibt es manchmal Situationen, in denen mein Zeiger in den roten Bereich geht. Ich lasse meine Follower gern an solchen Situationen teilhaben und zeige wie ich sie angehe und für mich löse. Daraus nehmen sie viel für sich mit. Denn erstens zeige ich Ihnen: du bist nicht allein und zweitens: so könntest du das evtl lösen.
Ob als Moderationstrainerin oder als Elternberaterin: neben dem Fachwissen weiß ich einfach genau, wovon ich rede. Das ist für mich authentisch.